Lauriane, Bauchtanz zwischen Leidenschaft und Bestimmung

Vielen Dank an Lauriane, Tänzerin und multidisziplinäre Tanzlehrerin, die unser Interview mit Hingabe und Begeisterung beantwortet hat.

Wie sieht Ihr "Tanz-Lebenslauf" aus und wie haben Sie ihre Leidenschaft für den Orientalischen Tanz entdeckt?

Ich habe schon immer getanzt, ich habe auch keine Erinnerung an eine Kindheit ohne die Kunst.
Ich betrat die Tür zu meinem allerersten Tanzkurs im Alter von fünfeinhalb Jahren. Zunächst einmal in der Psychomotorik. Und dann im Jahr darauf in einem richtigen Tanzkurs, wo ich den kabylischen Tanz und die nordafrikanische Musik durch puren Zufall entdeckte. Ich war schon von klein auf voller Leidenschaft dabei und choreografierte auch gerne moderne Musik für alle Aufführungen an meiner Schule.
Dann habe ich akademischen Tanzunterricht genommen (Modern'Jazz für 7 Jahre, aber auch ein paar Jahre Contemporary und Klassik). Dadurch konnte ich mir eine gewisse Strenge und Ausdauer aneignen, diese tänzerische Haltung und Gangart und den Wunsch, in der Perfektionierung meiner Technik immer weiter zu kommen.
Während einer Modern'Jazz Show enthielt ein Gruppenwerk, das ich interpretierte, einen orientalischen Teil. Ich muss 14 oder 15 Jahre alt gewesen sein. Meine Mutter war dabei und betonte, wie gut dieser Stil zu mir passt.
Einige Jahre später fing ich an, mich intensiver mit den "Welttänzen" zu befassen, die zunehmend zu meinen Modern'Jazz Werken passten und deren Musik mir gefiel. Also lernte ich den Orientalischen Tanz, in den ich mich buchstäblich verliebt habe, ebenso wie in den Salsa, den Kizomba, den Semba, den Heels, den Floorwork und den Samba.
Der Bauchtanz hat einen unvergleichlichen Stellenwert in meinem Leben eingenommen, weil ich eine unvorstellbare Ausdrucksform und ein Hinauswachsen über mich selbst entwickelt habe.
Da ich ein richtiges Arbeitstier bin, trainierte ich mit Lehrmeistern rund um den Globus (Mohamed Kazafy, Kareem GaD, Julia Farid, Yaël Zarca, Taly Hanafy, um nur einige zu nennen).
Und das alles mit dem Ziel, nie aufhören zu lernen, zu arbeiten und meine Technik, meinen Stil und meine Lehrmethoden zu perfektionieren.
Ich wurde übrigens seit 2015 mehrfach in ganz Europa ausgezeichnet (Ukraine, Frankreich, Spanien, Deutschland, Niederlande, Polen, Schweiz) und trage den Titel "Bellydancer of the world".
Die Bildung ist mir besonders wichtig und so erhielt ich 2016 das internationale Zertifikat als Lehrerin für Orientalischen Tanz und Oriental Fusion. Diese Ausbildung, die von Assia Guemra mit dem International Dance Council ins Leben gerufen wurde, ist von der UNESCO anerkannt.
Ich habe auch alle professionellen Ausbildungskurse absolviert, zu denen ich sowohl national als auch international Zugang hatte (Ukraine, Kanada), um die Bereiche Anatomie, Rhythmen, Pädagogik, Geschichte des Orientalischen Tanzes, die Instrumente und weitere Kenntnisse wie Marketing zu lernen...
Heute unterrichte ich regelmäßig Bauchtanz in Paris und in der Umgebung von Paris, aber auch im Ausland bei Festivals oder Intensiv-Tanzcamps (Deutschland, Schweiz, Polen, Inseln Reunion und Guadeloupe, England...).
Und nachdem ich in renommierten Gruppen getanzt (Bell'masry, Kazafy Troupe France, Cairo by Night) und meine eigene (Nahel) gegründet habe, widme ich mich nun meiner Solokarriere und dem Unterrichten.

Worauf sind Sie in Ihrer Karriere als Bauchtänzerin am meisten stolz und warum?

Das ist eine schwierige Frage, da mich viele Dinge bewegt und stolz gemacht haben:
Ich freue mich zum Beispiel jeden Tag, die Fortschritte meiner Schülerinnen zu sehen, von denen einige es nicht einmal gleich merken. Oder wenn mir neue Schüler sagen, dass sie so viel gelernt haben in einer einzigen Unterrichtsstunde mit mir. Wenn mir manche von ihnen erzählen, dass mein Tanzkurs ihr "Sonnenschein der Woche" ist oder er ihnen geholfen hat, große Hürden zu überwinden... Das erwärmt mein Herz als Lehrerin.
Ich bin auch sehr stolz auf meine erste große Veranstaltung "Rendez-vous with Vaagn Tadevosyan in Paris by Lorann" im Oktober 2019. Das war ein intensives Bauchtanz-Wochenende, das ich zusammen mit Anne Elarza organisiert habe. Wir haben 3 Workshops mit Vaagn aus Russland angeboten, aber auch eine großartige Show "Le cœur du prince" entworfen und inszeniert, ein echtes Tanzmärchen. Mit etwa dreißig Künstlern auf der Bühne, darunter Vaagn, Narjisse, Maïssane Narjis, die Tanzschule Bell'masry (unter der Leitung von Taly) und die Kazafy Troupe France (unter der Leitung von Salma Ben und M. Kazafy). Die Veranstaltung war ein großer Erfolg und die Teilnehmer kamen aus Amerika, Asien und ganz Frankreich. Ein sehr bewegender Moment!
Wenn ich aber rein auf meine Tanzkarriere blicken soll... würde ich sagen, sind es alle meine internationalen Auszeichnungen. Anfangs habe ich an Wettbewerben teilgenommen, um mich selbst herauszufordern, um Videomaterial zu haben und vor allem um die Meinung von Profis, die ich bewunderte, über meine Arbeit zu bekommen, denn ich habe immer meine eigenen choreografischen Werke präsentiert.
Und am Ende haben mir diese Wettbewerbe noch viel mehr gebracht:
-Worte jener großen Tänzer, die mich berührten, wie etwa von Mayodi "Du hast deinen Weg gefunden, ändere nichts" oder von Elena Ramazanova "Du bist ein echter Profi"…
-die Anerkennung meiner Kollegen
-Bühnen, also ein Weg, um das zu zeigen, was mich belebt, und das führte schließlich dazu, dass ich eingeladen worden bin, an Orten zu unterrichten, von denen ich nie gedacht hätte, einmal dorthin zu kommen.

Was war die größte Herausforderung, die Sie bewältigen mussten, um den Tanz zu Ihrem Beruf zu machen?

Ursprünglich hatte ich gar nicht vor, das Tanzen zu meinem Beruf zu machen. Ich habe studiert, meinen Master gemacht und angefangen zu arbeiten. Doch die Leidenschaft holte mich schnell ein!
Vor allem, weil ich viel Zeit und Energie dafür investiert habe. Und weil ich anfing, zu viel zu reisen und zu wenig zu schlafen. So musste ich eine Entscheidung treffen. Ich fasste den Entschluss und gab mir 2 Jahre Zeit, um davon leben zu können. Es ging gut und zu meiner großen Überraschung auch recht schnell! (Ich hatte solche Angst, das aufzugeben, was die Leute "einen normalen Job" nennen).
Aber meine größte Schwierigkeit im Moment bleibt die Pandemie-Phase, in der die Kurse auf Distanz gehalten werden und die Projekte im Ausland abgesagt oder verschoben wurden... Ich stecke viel Energie rein, um meinen Unterricht aufrechtzuerhalten, meinen Schülerinnen Freude zu machen und zu überleben, ohne auf der Bühne zu stehen, ohne meine Reisen, ohne die Ausübung von Paartänzen.
Aber ich gehöre zu den Menschen, die das Glas gerne halb voll sehen. Diese Phase erlaubt es mir, andere Online-Fortbildungen zu machen, über neue Projekte nachzudenken und meine Technik zu perfektionieren während der Reisezeiten, die ich nicht mehr habe.

Welchen Traum würden Sie sich im Bereich des Bauchtanzes gerne erfüllen?

Ich bevorzuge es, über Pläne als über Träume zu sprechen. Aber ich hüte ein kleines Geheimnis, meine Pläne werden zu gegebener Zeit enthüllt werden. Man braucht mir nur in meinen verschiedenen sozialen Netzwerken zu folgen, um alles zu erfahren.
Ich gestehe Ihnen trotzdem, dass ich davon träume, wieder auf der Bühne zu stehen, zu reisen und rund um die Welt zu unterrichten. Mit anderen Worten, zurück zu meinem Leben vor Covid und auf diesem schönen Weg weitergehen.

Sie haben kürzlich einen "Old School"-Workshop zum Thema "Golden Era Style" gegeben, können Sie uns mehr über den Inhalt und die Beiträge dieses Workshops erzählen, sowie über die speziellen Merkmale dieser Periode im Orientalischen Tanz?

Ich organisiere regelmäßig einen Workshop-Tag mit dem Namen "BE MORE by Lauriane Mj", jedes Mal mit einem anderen Thema. Für meinen BE MORE Old School habe ich mich im Dezember 2020 für einen Unterricht rund um das Goldene Zeitalter des Orientalischen Tanzes entschieden.
In diesem Workshop habe ich eine Zusammenfassung dieser Zeit und der Entwicklung des Bauchtanzes seit dem alten Ägypten gemacht. Auf der technischen Ebene betonte ich die Arbeit der Anmut der Hände, die Beweglichkeit am Boden und ich unterstrich die Bedeutung des Gesichtsausdruckes.
Das Ganze wurde durch das Erlernen einer schönen Choreographie dieses Stils veranschaulicht.
Die Periode des Goldenen Zeitalters (oder Golden Era) liegt zwischen 1940-1960. Wir befinden uns also noch in den Anfängen des modernen Bauchtanzes (Raqs Sharki), bei dem die Hinzufügung von kodifizierten Tanztechniken zum Volkstanz eine subtile, raffinierte und angenehme Mischung ergibt und sowohl der westlichen Welt als auch den Menschen aus dem Orient in Kairo gefällt. Es ist auch die Zeit der Popularisierung des Bauchtanzes in der Welt – dank des Kinos, mit großen orientalischen Tänzerinnen wie Samia Gamal, Taheya Carioca, Soeir Zaki und vielen anderen mit außergewöhnlichem Charisma.
Ich wollte diese kleine Rückkehr zu den Ursprüngen, zur Schlichtheit, zur Anmut und zum Ausdruck jenseits der tausend und einen Bewegungen der zeitgenössischen Stile bringen.

Welche Stile, Materialien, Stoffe und Farben tragen Sie in Sachen Bauchtanzkostüm am liebsten?

Ich trage gerne Bauchtanzkostüme in lebendigen Farben mit Strass und originellen Schnitten, eher eng anliegend. Also in der Summe alle Outfits, die jede meiner Bewegungen begleiten und die auf der Bühne funkeln. Ich mag die Schleppen, wodurch ein elegantes Gesamtbild entsteht und die Schlitze, welche die Beinarbeit erkennen lassen. Ich bevorzuge die leichten Stoffe, die mühelos zu transportieren, angenehm zu tragen, aber auch einfach praktisch für die Reisen sind.
Die große Mehrheit meiner orientalischen Kostüme stammen von großen russischen, ukrainischen und einigen ägyptischen Designern. In Ihrem Shop gefällt mir zum Beispiel dieses glitzernde Bauchtanzoutfit in Schwarz.
Als Unterrichtkleidung gefallen mir noch die leichten Outfits, die Spitze, die Transparenz. Das ermöglicht den Schülerinnen, die technische Arbeit der Bewegungen zu visualisieren und gleichzeitig Weiblichkeit und Sinnlichkeit ohne jegliche Vulgarität zu vermitteln. Schließlich liebe ich auch die Tanz-Einteiler, die ich auch sonst zu SBKZ-Tänzen (Salsa, Bachata, Kizomba, Brasilianischer Zouk) trage.

Wer ist die derzeit in Ägypten aktive Bauchtänzerin, die Sie am meisten bewundern und warum?

Ich bin kein besonders großer Fan des derzeit angesagtesten Stils in Ägypten. Ich bin empfänglicher für Eleganz, Emotion und Technik, was ich unter anderem mehr in der Ukraine bei Dariya Mitskevich und Julia Farid wiederfinde...
Jedoch mag ich sehr gerne die Technik von Oxana Bazàeva, den sehr noblen Stil von Shahrazad, und ich verpasse nie eine Gelegenheit, einen Workshop mit der großen Randa Kamel zu verfolgen, die so authentisch ist!

Welche anderen Tanzdisziplinen unterrichten Sie? Was sind die Besonderheiten von jeder von ihnen? Und was gefällt Ihnen daran so gut?

Neben den Orientalischen und Fusionstänzen unterrichte ich auch Elgo und Kizomba/Lady Styling.
Der Elgo ist eine neuartige französische Disziplin, die die Grundlagen von Fitness und Girly Dance vereint. Er wurde von Luna entwickelt und ermöglicht es Frauen, sich in ihrem Körper und in ihrem Geist dank mehrerer Vorzüge wohler zu fühlen:
-Cardio und Muskelaufbau zur Formung und Stärkung des Körpers
-die Bauchübungen für eine bessere Körperhaltung im Alltag
-Den Tanz, das weibliche Auftreten und die sehr lustige Atmosphäre für ein totales Loslassen und bessere Anti-Stress-Maßnahmen
Das alles kann durchgeführt werden sowohl mit als auch ohne Absätze und mit höchster Sicherheit. Das Tragen von Absätzen unterstreicht die Weiblichkeit und das Gefühl, schön zu sein und betont die Gleichgewichtsarbeit und Bauchübungen, was eine Stärkung aller stabilisierenden Muskeln und des Bauchgürtels ermöglicht.
Der Tanzpart ist inspiriert vom Street Jazz, Heels, Gogo, Floorwork, Lady Style, Afro-Latino...
Es gibt verschiedene Variationen von der sportlichen bis zur sexy Variante, ich unterrichte sie alle seit fast 6 Jahren. Da ich sehr aktiv und gefragt für den Unterricht in Frankreich und im Ausland bin, wurde ich in den letzten 3 Jahren in den Rang einer Top-Leaderin erhoben.
Der Kizomba ist ein aus Angola stammender Paartanz, der eine große Musikalität, eine Technik der Fußarbeit und des Tragens, aber auch und vor allem ein gewisses Zuhören erfordert, weil er ein sozialer Tanz und somit ein Austausch zwischen 2 Personen ist. Der Leader (für gewöhnlich der Mann) führt. Er entscheidet also über die verschiedenen Bewegungen und Schrittfolgen. Der Follower (für gewöhnlich die Frau) muss in der Lage sein, alles zu befolgen, was der Partner ihr anzeigt, während sie das Ganze dank ihres "Stylings" unterstreicht, ohne dass der Leader dadurch beeinträchtigt wird. Dieses Lady-Styling erfordert also zusätzlich zu allen Fähigkeiten des Paartanzes eine gute Körperbeherrschung (Isolationen, Fluidität...). Um Styling zu lernen, ist es nicht notwendig, Kizomba zu praktizieren. Seit siebeneinhalb Jahren kann ich nicht mehr darauf verzichten!
Ich habe mich für diese Tänze entschieden, vor allem weil ich diese Musik sehr mag.
Es sind auch technische Tänze, aber sie sind für jeden zugänglich. Es werden also keine physischen Kriterien oder eine bestimmte Volkszugehörigkeit vorausgesetzt, um sie zu praktizieren.
Aber auch weil es Tänze sind, die es den Frauen ermöglichen, sich ihrem Körper wieder anzunähern, sich mit ihrer Weiblichkeit zu verbinden und buchstäblich auszubrechen!
Und ich bin sehr stolz und gerührt, dass ich über Jahre hinweg fast hundert Frauen dabei helfen konnte, sich in ihrem Körper, ihrem Geist und in ihrem Leben besser zu fühlen.

Entdecken Sie Lauriane in diesem Video :

Veröffentlicht in: Orientalische Tänzerinnen

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