Im Gespräch mit Assia GUEMRA, einer Bauchtanz-Ikone in Frankreich

Herzlichen Dank an Assia GUEMRA, Tänzerin und Choreografin sowie Lehrerin für Orientalischen Tanz, Schauspielerin und Kunsttherapeutin, Kampfkunstlehrerin, offizielles Mitglied des Internationalen Tanz-Rat CID innerhalb der UNESCO und Leitung des "Cie Tellurgie", für die Teilnahme an unserem Interview.

Sie gehören zu den großen Namen des Orientalischen Tanzes in Frankreich, wie ist Ihre tiefe Liebe zum Bauchtanz entstanden?

Ich hatte nie die Absicht, mich in Richtung Tanz zu bewegen, schon gar nicht in Richtung Bauchtanz, meine bevorzugte Kunst war die Malerei, das Zeichnen, die Bildhauerei, mit 16 Jahren studierte ich an der Ecole Supérieure des Beaux Arts in Algier. Als ich mit 18 Jahren nach Frankreich kam, wurde ich 1979 von Fatiha Berrezak dazu eingeladen, in einem Theaterstück namens "Regard Aquarelle" mitzuspielen und ein paar Tanzschritte einzustudieren, ein wenig "orientalisch", ein wenig "indisch", doch ich hatte keinerlei Ausbildung, nur meine Kultur drückte sich in mir aus. Dies war also meine erste Begegnung mit dem Tanz, im Théâtre de la Bastille.
Der Ruf nach Bewegung wurde dann immer stärker in mir.
Ich kam aus dem Kampfsport und habe mich dann in andere Richtungen führen lassen und mich für eine Ausbildung an der Ecole Supérieure du Spectacle entschieden, sowie an der Zirkusschule Annie Fratellini, die ich zu meinem Glück auch als Lehrerin hatte. So entwickelte ich meinen eigenen Stil, den "Danse orientale contemporaine", ein Synkretismus aus verschiedenen Tanzformen: Zeitgenössisch, Modern, Klassisch, Flamenco und vielen anderen.

Während Ihrer Karriere haben Sie zahlreiche professionelle und choreografische Projekte in Verbindung mit Orientalischem und dem Allgemeinen Tanz geleitet, können Sie uns mehr darüber erzählen?

Ich hätte niemals gedacht, dass sich mir in meinem Leben so ein Weg voller Schönheit und Freude, geprägt von großartigen Begegnungen, auftun würde. Ich hatte das Glück, mit Projekten, die mich sehr beeindruckten, auf renommierten französischen und internationalen Bühnen aufzutreten, aber auch Choreographien verschiedener Tänze für Sänger, die ich bewunderte, zu kreieren. Aber was mich am meisten antreibt, sind die Schöpfungen, die mir erlauben, die gesamte Show zu erkunden und in denen die verschiedenen Künste zusammenkommen. Die orientalische Geste erhebt sich so über alle Grenzen und Stilisierungen hinweg.
Während der Bauchtanz nicht besonders kodifiziert ist, obwohl er an einige Regeln aus den Anfängen der Zeit gebunden ist, hat er einen angeborenen Sinn für Improvisation und erlaubt eine freie Bewegungserforschung.
Meine jüngste Arbeit "Noun, la danse des éléments ou le voyage des oiseaux", die in mehreren Theatern (u.a. im Institut du Monde und in der Oper von Algier) aufgeführt wurde, ist ein Beispiel für ein Gesamtkunstwerk, in dem Tanz, Musik, Poesie und Kalligraphie miteinander verschmelzen.

Wie sehen Sie angesichts Ihrer Erfahrung die Zukunft des Bauchtanzes vor dem Hintergrund der globalen Epidemie und der allgemeinen Beschränkung?

In allen schwierigen Situationen im Leben gibt es eine Botschaft, die jeder nach seinem eigenen Ermessen entschlüsselt. Es ist wahr, dass dies in vielerlei Hinsicht eine in dieser Form noch nie dagewesene und schwierige Situation ist, die viele verwirrt. Die Kulturwelt zahlt dafür einen hohen wirtschaftlichen und moralischen Preis. Der Orientalische Tanz befindet sich meiner Ansicht nach derzeit noch in der Entwicklung. Es ist daher schwer vorauszusagen, was passieren wird, aber ich bin mir sicher, dass große Werke dabei herauskommen werden, da neue Talente entstehen und die kommende Generation bereit ist.

Welche französische Bauchtänzerin bewundern Sie am meisten und warum?

Ich muss gestehen, dass ich keine spezielle Präferenz habe, es gibt so viele Talente in Frankreich und zum Glück fallen sie nicht unter das Diktat des Kanons bestimmter Länder. Es gibt einige Tango- und Flamenco-Tänzer/innen, die mich begeistern, Stile, die ich sehr mag und mit denen ich gut harmoniere.

Welches Bauchtanzkostüm bevorzugen Sie bei Ihren Aufführungen und welches Bauchtanz-Outfit tragen Sie gerne während der Kurse?

Ich trage Bauchtanzkostüme in Verbindung mit meinen Eigenkreationen, die sich auf die Themen der Shows beziehen. Für die Kurse bevorzuge ich die Bauchtanzhose und das ganz einfache Tanzoberteil, denn das Wichtigste ist die körperliche Bewegungsfreiheit.

Welcher orientalische Musiktitel bewegt Sie am meisten und warum?

Da gibt es mehr als nur einen, und sie alle aufzuzählen, würde viel zu lange dauern... vielleicht einige Klassiker von Abdel Halim Hafez, den ich glücklicherweise kennengelernen durfte.

Sie geben Kunsttherapie-Seminare. Woraus bestehen diese Sitzungen? Wie sind diese organisiert? Und welche Vorteile ergeben sich für die Teilnehmer?

Seit mehr als 25 Jahren spreche ich in verschiedenen Seminaren, ich hatte das große Glück, bei Guy Corneau, im Rahmen von cœur.com productions, viele Jahre lang zu arbeiten und ausgebildet zu werden. Derzeit arbeite ich mit dem IFGAP zusammen. Diese Sitzungen bieten umfassende und neuartige Lehrgänge zur Entwicklung und Verbesserung der Fähigkeiten: Know-how und Kompetenz im Beruf. Sie ermöglichen den Zugang zu den Werkzeugen der Gestalttherapie "revisited" in mehr als dreißig Jahren der klinischen Arbeit, Ausbildung von Therapeuten, Trainern und Lehrern. Zusätzlich zu den klassischen Gestalt-Techniken integriert die IFGAP-Gestalt-Methode spezifische "Werkzeuge", die von Jean Ambrosi und Karim Reggad entwickelt wurden. Die Zyklen finden das ganze Jahr über in der Universität statt.
Diese IFGAP- und Unesco-zertifizierten Ausbildungen richten sich an Praktizierende im Bereich Wellness & Gesundheit; dazu ist ein persönlicher psychotherapeutischer oder psychoanalytischer Ansatz erforderlich, oder man muss sich während der Ausbildung in einem dieser Prozesse befinden. Sie fallen in den Rahmen der Fortbildung.

Entdecken Sie Assia GUEMRA in diesem Video :

Veröffentlicht in: Orientalische Tänzerinnen

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