Unterredung mit Naïra, Wunderkind des orientalischen Tanzes

Danke an Naïra, Bauchtänzerin und Lehrerin für orientalischen Tanz, für ihre expliziten und fesselnden Antworten bei unserem Interview.

Als talentierte und erfahrene Bauchtänzerin haben Sie bereits mehrere Male auf angesehenen Bühnen und im Umgang mit Personen des öffentlichen Lebens getanzt. Können Sie uns von Ihren markantesten Erfahrungen in diesem Bereich sowie den spezifischen erforderlichen Fähigkeiten berichten?

In der Tat ist es eine einzigartige Erfahrung auf Bühnen wie der des Pariser Kongress-Palastes, des Trianons, der Bibliothek von Alexandria oder anderen anerkannten Theatern auf der ganzen Welt zu tanzen. Eine meiner besten Erinnerungen auf der Bühne ist eine Vorführung in Ägypten, Mahmoud Reda zu Ehren, mit dem Tanz-Ensemble von Nawal Benabdallah, bei der Truppen aus der ganzen Welt seine Choreografien interpretieren. Es war zugleich eine Ehre vor ihm tanzen zu dürfen und ein außergewöhnlicher Moment der Gemeinsamkeit mit all den Künstlerinnen, die überall aus der Welt gekommen waren.
Ich habe ebenfalls die Gelegenheit erhalten, im Rahmen privater Veranstaltungen, Filmdrehs oder auf Fernsehbühnen für Berühmtheiten zu tanzen, was es mir gestattet hat, vielen Menschen zu begegnen und außergewöhnliche Emotionen zu erleben. Hier kann ich zum Beispiel die Sendung „hezzi ya nawaem“ erwähnen, die auf LBC (libanesischer Sender) gelaufen ist. Sie hat mir die Möglichkeit gegeben, orientalischen Tänzerinnen wie Nagwa Fouad oder Amelia Zidane, ebenso wie anderen Künstlerinnen zu begegnen, die aus der ganzen Welt gekommen waren.
Diese Ereignisse haben nicht zwangsläufig mehr Druck auf mich aufgebaut, da es meiner Gewohnheit entspricht, unabhängig von der Bühne oder den Zuschauern immer ein Maximum zu geben. Es stimmt aber, dass man sich anpassen können und von außen auferlegte Änderungen akzeptieren können muss. Um den Anforderungen der Produktionen gerecht zu werden, kann man zwangsläufig nicht immer das tun, was man in Bezug auf die Bewegungen oder auch die orientalischen Tanzkostüme gerne würde.

Sie profitieren von einer über fünfzehnjährigen Erfahrung im Unterrichten des Bauchtanzes. Was gefällt Ihnen so sehr daran, diese Kunst wem anders zu vermitteln?

Es sind jetzt fast 18 Jahre, in denen ich Bauchtanz unterrichte und es ist eine völlig andere Erfahrung im Vergleich zu meiner Karriere als Bühnen- und Showtänzerin. In der Tat beglückt man bei einer Aufführung auf visuelle Weise und lässt den Zuschauern eine Erinnerung. Beim Unterrichten vermittelt man eine Leidenschaft. Man ermöglicht es seinen Schülerinnen sich dank des Tanzes wohler in ihrer Haut zu fühlen, ihren Körper kennenzulernen, orientalische Musik zu schätzen, aber auch sich selbst zu übertreffen, indem man Choreografien erlernt und die Bühne erobert. Viele Schülerinnen sagen mir zu Beginn des Jahres, dass sie nicht an der Silvestergala am Jahresende teilnehmen werden, da sie denken, dass sie nicht den Anforderungen genügen würden… Letztendlich gelingt es ihnen sehr gut; sie sind stolz und selbst von den erreichten Fortschritten überrascht sowie davon, dass sie in der Lage sind, ihre Arbeit selbst auf der Bühne präsentieren zu können. Und dieser Punkt ist es, an dem der Beruf der Bauchtanz-Lehrerin etwas anderes bewirkt. Einen Stolz sein Wissen teilen und manchmal sogar Schülerinnen „verwandeln“ zu können.  

Was sind die großen Projekte oder Träume, die Sie im Bereich des orientalischen Tanzes noch realisieren möchten?

Ich hatte das Glück während meiner Karriere viele meiner Projekte und Träume vollenden zu können, was die Bühnen betrifft, auf denen ich gewandelt bin, die Aufführungen, welche ich verwirklicht habe und die diversen Events, an denen ich teilgenommen habe. Jetzt möchte ich damit weitermachen, so viele meiner Schülerinnen wie möglich zum Weitertanzen zu bewegen und dazu zu animieren, auf die Bühne zu gehen, da dies für mich ein elementarer Teil des Lernprozesses ist. Sie gestattet es, sich auf ein Ziel zu fokussieren und sich schnell zu entwickeln. Aufgrund meiner langjährigen Erfahrung im Event-Bereich (Hochzeiten, Firmenfeiern, Galas…) wünsche ich mir ebenfalls, weiterhin vielseitige und qualitativ hochwertige Darbietungen, mit eleganten und professionellen Bauchtänzerinnen zu entwickeln, was in diesem Bereich leider keineswegs immer der Fall ist…

Der Muwashahat gewinnt zurzeit immer mehr an Beliebtheit in der Welt des orientalischen Tanzes. Können Sie als Bauchtänzerin und versierte Lehrerin uns diesen Stil im Detail vorstellen?

Der Muwashahat (oder Muwashah) bezeichnet ein Gedicht mit 5 bis 7 Strophen. Es stammt ursprünglich aus Andalusien und hat sich dann bis nach Ägypten und Syrien verbreitet. Die musikalische Untermalung besitzt einen besonderen Rhythmus. Es handelt sich um einen sehr sanften, sehr eleganten Tanz mit vielen Bewegungen, während derer man sich eines kleinen Tuchs in jeder Hand bedient. Ich schätze ihn unglaublich, so wie viele andere Tänzerinnen auch!
Seinen Tanzstil Muwashahat hat Mahmoud Reda mit Kostümen entwickelt, welche aus sehr weiten Hosen, besetzt mit Stoffbahnen, einer taillierten Weste aus Velours und einem Kopfschmuck bestehen. Verschiedene orientalische Tanzkostüme der heutigen Zeit sind angepasst, um den Muwashahat zu tanzen, haben aber die Eigenschaft gemein in den meisten Fällen sehr fließend, weit und mit vielen Schleiern versehen zu sein.

Welches Accessoire für den Bauchtanz bevorzugen Sie und warum?

Das mag vielleicht etwas erstaunlich sein, aber ich bevorzuge vor allem anderen Tanzen… ohne Accessoire! Ich denke, dass dies es gestattet, sich maximal auf seinen Tanz und seine Empfindungen zu konzentrieren. Aber natürlich finde ich eine Passage oder den Einzug auf die Bühne mit Accessoires sehr hübsch. Visuell würde ich sagen, dass die neuen Accessoires (wie beispielsweise die Isis-Flügel) sehr geschätzt werden, daher benutze ich sie wegen der erzielten Wirkung gerne. Ich würde aber sagen, dass das Accessoire, welches am angenehmsten für Bauchtänzerinnen zu handhaben ist, der Schleier bleibt, da er fließend, luftig und die perfekte Begleitung der Tanzbewegungen ist. Ich bevorzuge übrigens Schleier für orientalischen Tanz aus echter Seide, da sie leichter sind und zahlreichere visuelle Möglichkeiten bieten.

Was entspricht Ihrem Geschmack in Sachen Bauchtanzkostüme?

Ich kann völlig unterschiedliche Stile mögen, vom weiten orientalischen Tanzkostüm bis zum figurbetonten, offenen und modernen Bauchtanzkostüm. Das funktioniert bei mir wirklich durch Liebe auf den ersten Blick und in Abhängigkeit meiner momentanen Laune! Aus diesem Grund muss ich davon eine enorme Auswahl haben, da ich alle Stile und Farben benötige :-) Was ich sagen kann ist, dass ich es liebe, einzigartige Kreationen zu besitzen, die sich von anderen unterscheiden. Ich habe übrigens im Vorfeld die Entwürfe für den Großteil meiner Kostüme selbst gestaltet und die Bestellungen bei Schneiderinnen meines Vertrauens in Ägypten aufgegeben.

Tragen Sie ein bestimmtes Outfit um Bauchtanz zu lernen oder zu lehren?

Ich mag es ein Outfit zu tragen, in dem ich mich wohlfühle, also keine steifen Stoffe. Ich trage immer eine eng anliegende Hose, einen Tanz-Overall oder eine Leggins, um die Bewegungen gut zeigen zu können, welche ich im Unterricht demonstriere. Ebenso bevorzuge ich es, wenn meine Schülerinnen auch Hosen tragen, damit die Stellung ihrer Füße und Beine besser erkennbar und bei Bedarf zu korrigieren ist. Dann mag ich es mein Trainings-Outfit mit Accessoires wie hübschen Perlengürteln, einem Tanz-Oberteil und einem Bolero zu ergänzen, der zu Beginn des Trainings warm hält, bis der Aufwärm-Effekt einsetzt.

Welches ist Ihr liebstes orientalisches Lied und warum?

Es ist schwierig nur ein einziges Lied auszuwählen… Es gibt so viele, die ich liebe! Aber wenn ich nur eines wählen darf, würde ich „Betwanees beek“ von Warda aussuchen. Ich liebe die sanfte Melodie, den sich manchmal beschleunigenden Rhythmus, die einzigartige Stimme von Warda, welche uns ergreift und mitnimmt, um lebhaft auf dieses Lied zu tanzen.

Veröffentlicht in: Orientalische Tänzerinnen

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